Samstag, 16. Februar 2008

Jugendkrawalle in Nørrebro

Was ist los in Kopenhagen / Dänemark? Tja, das ist die Frage, die mir in den letzten Tagen immer wieder von FreundInnen aus Österreich gestellt wurde, die etwas von der, in Österreich doch etwas dürftigen dänischen Berichterstattung mitbekommen haben. Brennende Autos und Mülltonnen, Jugendliche, die sich angeblich mit der Polizei anlegen, mittlerweile auch schon brennende Gebäude und nicht zuletzt die Unruhen betreffend des neu entbrannten Karikaturenstreits... dies erinnert fast schon an die Jugendkrawalle der Banlieus in Frankreich.

Erstmal vorweg: ich wohne zwar am Rande Nørrebros, aber ich habe bis dato lediglich vermehrtes Sirenengeheul von Polizei, Feuerwehr und Ambulanz wahrgenommen und hin und wieder morgens Scherben am Straßenrand gesehen ... ach ja und eine Demonstration gab's auch - aber die gibt's hier sowieso regelmäßig. Damit möchte ich eigentlich nur sagen, dass ich mich hier kein bisschen unsicher fühle.

Dennoch mache auch ich mir so meine Gedanken über das Wieso und Warum. Habe deshalb verstärkt die dänische Berichterstattung (z.B. in der englischsprachigen Zeitung "The Copenhagen Post") aber auch die Artikel im "Standard" verfolgt (den Politikprofessor Noel Parker habe ich im Übrigen auf der Uni auch schon kennen gelernt) und mich ebenso mit anderen Leuten hier über dieses Thema unterhalten. So zeigen die derzeitigen Ereignisse sehr wohl, dass auch hier in Dänemark "Migration" ein heißes Thema ist und vor allem die Integration der muslimischen Bevölkerungsgruppe bis dato nicht wirklich erfolgreich zu sein scheint. Eine Ursache dafür mag die liberale Wertehaltung darstellen, die bei den Dänen einen sehr hohen Stellenwert genießt aber nicht immer mit anderen Werten/Einstellungen kompatibel zu sein scheint. Dazu gehört vielleicht auch das erlaubte Veröffentlichen religiöser Karikaturen (Mohammed-Karikatur), was in der Jyllands-Post auch demonstrativ wiederholt wurde, nachdem ein vermeintlicher Mordkomplott gegen den dänischen Karikaturisten Kurt Westergaard aufgedeckt wurde. Aber letztendlich denke ich nicht, dass es sich "nur" um den Karikaturenstreit oder eine missglückte Integration handelt, sondern dass sich auch generelle soziale Probleme in gewissen Bevölkerungsschichten immer mehr zuspitzen - auch in einem Land, das ein sehr gut ausgebautes Wohlfahrtssystem besitzt.

In jedem Fall ist die aktuelle Entwicklung hier in Dänemark hochinteressant und ich gehe mal stark davon aus, dass dieses Thema auch an der Uni noch diskutiert wird.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hi Mary,
jetzt weißt du, warum wir dich nach Kopenhagen geschickt haben ;)
Du bist jetzt unsere offizielle Auslandskorrespondentin!
bin schon gespannt auf die weiteren Informationen & Diskurse.

Und sonst - toi toi toi, lass dich nicht unterkriegen von Demonstranten, Polizei etc.

Schönen Sonntag, LG
Ingrid

Anonym hat gesagt…

hallo, hab gerade Mutti deinen Blog gezeigt. ;-)

lg
Tobi

Anonym hat gesagt…

hi mary - wiedermal in der zivilisation, hab ich endlich einen internet-zugang gefunden. wir sind gestern in san salvador auch in einen streik geraten - tausende menschen sind aufmaschiert um gegen die steigenden kosten fuer grundnahrungsmittel zu demonstrieren. ansonsten kann und will ich noch nicht viel berichten, es ist furchtbar schwer, das gesehene mit der eingenen daheimigen welt zu verbinden. liebe gruesse aus el salvador und bussal, vergy
ps. heute vormittag gehts dann weiter nach guatemala.